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Untersuchung zur professionellen Haltung pädagogischer Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen

Allgemeine Informationen

Projektnummer 62657001
Projekttitel laut Förderbescheid Untersuchung zur professionellen Haltung pädagogischer Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen
Akronym Pädagogische Haltung
Projektlaufzeit 18.02.2013 - 31.12.2014
Grundeinheit Fakultät Sozialwissenschaften

Inhaltliche Projektbeschreibung

Theoretischer Hintergrund: Das Früherziehungssystem in Deutschland befindet sich gegenwärtig in einem Umbruch. Im August 2013 trat der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr in Kraft. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung ist insbesondere in den westlichen Bundesländern deutlich vorangeschritten. Im März 2013 lag die Bildungsbeteiligung insgesamt bei 24,2%. Mit Eintritt des Betreuungsanspruches wird von 37% Betreuungsbedarf ausgegangen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2014, S. 238). Neben dem quantitativen Ausbau hat die Weiterentwicklung der Qualität der Kindertagesbetreuung bisher wenig Beachtung erhalten. Ergebnisse der Nationalen Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit (NUBBEK) zeigen, dass die Mehrheit der Kindertageseinrichtungen über eine mittlere Qualität verfügen (vgl. Tietze et al. 2013). Beachtenswert ist, dass sich die Prozessqualität zwischen Ost- und Westdeutschland auch nach nunmehr 20 Jahren Wiedervereinigung deutlich unterscheidet. Es zeigt sich, dass Kinder, die eine Kindertagesbetreuung in Westdeutschland besuchen, eine vergleichsweise bessere Betreuungsqualität erfahren, wenn gleichzeitig Struktur- und Orientierungsqualität kontrolliert werden. Offen bleibt nun, worauf diese Prozessunterschiede zurückzuführen sind. Ein möglicher Erklärungsansatz könnte in Unterschieden im professionellen Umgang mit den Kindern liegen, der auch auf unterschiedliche Entwicklungen in den Früherziehungssystemen in Ost- und Westdeutschland zurückgeführt werden kann (vgl. Roßbach, 2005; Aden-Grossmann, 2014). Fröhlich-Gildhoff, Nentwig-Gesemann und Pietsch (2011) haben ein Modell zur Analyse der (Handlungs-)Kompetenz frühpädagogischer Fachkräfte entwickelt. Neben kognitiven und praktischen Fähigkeiten sind soziale Fähigkeit und Verhaltenskomponenten, z.B. Werte, Motivation, Gefühle und Haltungen, Teil kompetenten pädagogischen Handelns. Grundlagen für ein professionelles Handeln werden in der Ausbildung erworben und in der Praxis weiterentwickelt und gefestigt. Aufgrund des aktuellen Ausbaus von Betreuungsplätzen für unter Dreijährige und den damit verbundenen erhöhten Bedarf an qualifizierten Fachkräften und einer zunehmenden Bildungsorientierung durchläuft das Ausbildungssystem in Deutschland aktuell einen fundamentalen Wandel. Die Ausbildungslandschaft ist von einer großen Vielfalt gekennzeichnet (Autorengruppe Fachkräftebarometer 2014). Fachschulausbildungen stellen aktuell die dominante Ausbildungsart dar. Darüber hinaus existieren einige Studiengänge an (Fach-)Hochschulen. Außerdem ist eine bedeutende Zahl an pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen beschäftigt, die ihre Ausbildung in der ehemaligen DDR erhalten hat. Im Jahr 2006 betrug der Anteil von pädagogischen Fachkräften, die ihre Ausbildung nicht in der ehemaligen DDR absolvierten lediglich 4 bis 6% (vgl. Maiwald, 2006, S. 158). Verschiedene Ausbildungstraditionen und der daraus resultierende professionale Umgang könnten daher durchaus eine mögliche Erklärung für die beobachteten Ost-Westunterschiede in der Betreuungsqualität sein. Zielsetzung: Das Forschungsprojekt zielt auf die Untersuchung der Prozessqualität in Kindertageseinrichtungen in Ost- und Westdeutschland und fragt nach Unterschieden in der professionellen Haltung von pädagogischen Fachkräften mit unterschiedlichen persönlichen und beruflichen Hintergründen. Im Rahmen der Vorstudie werden einerseits methodische Fragestellungen bearbeitet. Zunächst wird geprüft, ob das Bochumer Persönlichkeitsinventars (Subskalen Sensitivität, Soziabilität) für pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen anwendbar ist. Weiterhin wird folgenden inhaltlichen Fragen nachgegangen: - Lassen sich Unterschiede in der Erzieherin-Kind-Interaktion bezüglich von Lernunterstützung und Gruppenmanagement (Erhebungsinstrument: CLASS) an einer vergleichsweise kleinen Stichprobe von Kindertageseinrichtungen in Ostsachsen und Bayern/Region München nachweisen? - Sind Unterschiede im Bildungsverständnis pädagogischer Fachkräfte in Ost- und Westdeutschland zu beobachten? Damit zielt die Untersuchung darauf ab, Hinweise für Begründungen zu liefern, die Unterschiede in der Betreuungsqualität von Kindertageseinrichtungen zwischen Ost- und Westdeutschland erklären. Quellenverzeichnis Aden-Grossmann, W. (2014). Geschichte des Kindergartens. In Braches-Chyrek, R., Röhner, Ch., Sünker, H. & Hopf, M. (Hrsg.). Handbuch Frühe Kindheit (S. 231-240). Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich. Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014). Bildung in Deutschland 2014. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur Bildung von Menschen mit Behinderungen. Bielefeld: Bertelsmann Verlag. Autorengruppe Fachkräftebarometer (2014). Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2014. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF). München: Deutsches Jugendinstitut e.V. Dehne, M. & Schupp, J. (2007). Persönlichkeitsmerkmale im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Konzept, Umsetzung und empirische Eigenschaften. DIW Research Notes 26. Zugriff am 15.05.2015. Verfügbar unter http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.76533.de/rn26.pdf Fröhlich-Gildhoff, K., Nentwig-Gesemann, I. & Pietsch, S. (2011). Kompetenzorientierung in der Qualifizierung frühpädagogischer Fachkräfte. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte. WiFF Expertise, Band 19. München: Deutsches Jugendinstitut e.V. Gerlitz, J.-Y. & Schupp, J. (2005). Zur Erhebung der Big-Five-basierten Persönlichkeitsmerkmale im SOEP. Dokumentation der Instrumentation BFI-S auf Basis des SOEP-Pretests 2005. DIW Research Notes 4. Zugriff am 15.05.2015. Verfügbar unter http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.43490.de/rn4.pdf Hossiep, R. & Paschen, M. (2003). BIP. Das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung – Manual. (2. vollständig überarbeitete Auflage). Göttingen u.a.: Hogrefe. Keller, H. (2007). Cultures of infancy. Mahwah, NJ: Lawrence Erlbaum. Keller, H. et al. (2006). Cultural models, socialization goals, and parenting ethnotheories: A multi-cultural analysis. Journal of Cross-Cultural Psychology, 37(2), 155-172. Maiwald, A. (2006). Die Kindergärtnerinnenausbildung der DDR. Zur berufssoziologischen Rekonstruktion einer Berufspersönlichkeit, die Hochschule. journal für wissenschaft und bildung, 15(2), 157-178. Pianta, R. C., La Paro, K. M. & Hamre, B. K. (2008). Classroom Assessment Scoring System [CLASS] Pre-K – Manual. Baltimore, MD: Brookes Publishing. Roßbach, H.-G. (2005). Vorschulische Erziehung. In Cortina, K. S., Baumert, J., Leschinksy, A., Mayer, K. U. & Trommer, L. (Hrsg.), Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland (S. 252-284). Reinbeck bei Hamburg: Rowohl Verlag. Tietze, W., Becker-Stoll, F., Bensel, J., Eckhardt, A., Haug-Schnabel, G., Kalicki, B., Keller, H. & Leyendecker, B. (Hrsg.) (2013). NUBBEK – Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit. Weimar, Berlin: Verlag das netz.

Ergebnisse

Die Erhebungen fanden in insgesamt elf Kitas in Ostsachsen und Bayern statt. In den untersuchten Gruppen lassen sich kaum Unterschiede in der Qualität der Erzieherin-Kind-Interaktion feststellen. Weiterhin zeigt sich analog zu den Ergebnissen der NUBBEK-Studie, dass die Qualität der Erzieherin-Kind-Interaktion im mittleren Bereich liegt. Die Lernunterstützungsqualität liegt in Einrichtungen Ost- und Westdeutschlands lediglich im Bereich unzureichender Qualität. Bezüglich der Anwendbarkeit des Bochumer Persönlichkeitsinventars lässt sich schlussfolgern, dass der Einsatz für pädagogische Fachkräfte möglich ist. In den leitfadengestützten Interviews werden Unterschiede im Bildungsverständnis pädagogischer Fachkräfte deutlich. Regionale Bezüge greifen als Erklärung dieser Unterschiede jedoch zu kurz. Vielmehr scheinen unterschiedliche Haltungen stärker mit der Persönlichkeit der Fachkraft und ihrem Verständnis von pädagogischer Arbeit im Zusammenhang zu stehen.

Weitere Daten

  • Ansprechpartner

    • Frau Prof. Andrea Eckhardt (Projektleitung)
  • Fördermittelgeber

    • 4-7531.50/1139/2 - SMWK 2013/2014

      • SMWK
  • Finanzierung

    • 19.723,00 €

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